Verhaltensauffällige Kinder: Tipps für Familien

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Wann gelten Kinder als verhaltensauffällig und was können Eltern tun, damit das Familienleben wieder harmonischer wird? Wie unterscheide ich zwischen pubertärem Anfall und Verhaltensauffälligkeit? Tipps für Familien mit verhaltensauffälligen Kindern.

Was heißt „verhaltensauffällig“?

Als verhaltensauffällig gelten Kinder, die sich in erster Linie anders verhalten als andere Kinder in einer ähnlichen Situation. Der Begriff wird in der heutigen Zeit allerdings oft vorschnell und unüberlegt verwendet. Auffälliges Verhalten von Kindern, beispielsweise aggressives, unruhiges oder ängstliches Verhalten, sind meistens Mittel zum Zweck. Es soll Aufmerksamkeit erregt werden, die ihnen vielleicht zu wenig zugestanden wird. Oder die Kinder brauchen Bewegung, um angestaute Energie loswerden zu können.

Dabei muss beachtet werden, dass natürliche Verhaltensabweichungen zu begründen sind durch Charaktereigenschaften (nicht jedes Kind ist gleich), Alter, kulturelle Herkunft und die Generation. Reaktionen, die heute als völlig normal eingestuft werden, galten vor 50 Jahren als verpönt und äußerst auffällig. Ebenso verhält es sich mit verschiedenen Kulturen. In einigen Kulturkreisen werden Aggression und Wut anders behandelt, vielleicht sogar gefördert, als in anderen. Je nachdem, welchen Zweck sie dort erfüllt.

Was das Alter des Kindes betrifft, so ist ein Zweijähriger in seiner Trotzphase absolut normal, wohingegen starkes Trotzverhalten bei einem Neunjährigen schon wieder als auffällig gilt. Es bedarf also der Beachtung vieler Faktoren, um „verhaltensauffällig“ richtig einzustufen.

Prägung

Das Verhalten der Kinder wird geprägt durch ihr familiäres sowie soziales Umfeld. Erziehung spielt eine große Rolle und mit dem Eintritt in die Schule übernimmt der Freundeskreis eine zunehmend wichtige Bedeutung. Auch hier liegt großes Potenzial für Ursachen in außergewöhnlichem Verhalten. Gegenseitiges Anstacheln und Testen führen zu Verhalten, das unter normalen Umständen niemals ausgelebt werden würde.

Hinzu kommen Erfahrungen in jeglichen Bereichen, ob gut oder schlecht, die Verhalten in bestimmten Situationen beeinflussen. Werde ich häufig für lautes Lachen zurechtgewiesen oder bestraft, lache ich vielleicht aus Angst irgendwann gar nicht mehr, solange ich nicht alleine bin. In diesen Zeiten dann aber dafür besonders viel, was für Außenstehende seltsam wirkt. Werde ich aber durch das Mitlachen anderer in meinem Lachen gefördert, bleibe ich auch weiterhin dabei.

Verhaltensauffälligkeit versus Verhaltensstörung

Diese beiden Begriffe werden häufig synonym verwendet. Worin der große Unterschied liegt, ist nicht ganz klar. Generell geht es immer um die Abweichung von einer Norm. Da „normal“ sehr subjektiv eingeschätzt wird, ist die Differenzierung manchmal etwas schwierig. Die Perspektive des Betrachters spielt hierbei eine große Rolle. Meistens fühlen sich andere Menschen durch verhaltensauffälliges beziehungsweise verhaltensgestörtes Betragen einer anderen Person gestört.

Wie schon erwähnt, sind die Ursachen für Verhaltensstörungen so vielfältig wie ihre Symptome. (#01)

Wie schon erwähnt, sind die Ursachen für Verhaltensstörungen so vielfältig wie ihre Symptome. (#01)

 

Aufmerksamkeit erregendes Verhalten – Symptome

Es gibt verschiedene Wege, wie sich Verhaltensstörungen äußern. Dazu werden

  • Körperliche Bereiche (selbstschädigend: Nägel kauen, starkes Daumenlutschen, Haare ausreißen, Schnittwunden zufügen, Drogen, Essstörungen und weitere)
  • Soziale Bereiche (Schädigen anderer durch Vandalismus, Brandstiftung, Körperverletzung, Diebstahl, Aggression und so weiter)
  • Psychische Bereiche (starke Unsicherheit, Ängstlichkeit, Schüchternheit, aufbrausend et cetera) und
    Leistungsbereiche (Konzentrationsstörung, starkes Trotzverhalten, Abwehr, Lügen …) gezählt.

Achtung: Vor allem Kinder, die besonders angepasst und konform sind, werden selten als verhaltensauffällig eingestuft. Dabei haben oft diese Kinder ein Problem, das sie sich zurückziehen lässt!

Ursachen

Wie schon erwähnt, sind die Ursachen für Verhaltensstörungen so vielfältig wie ihre Symptome. Um einige Möglichkeiten zu nennen:

  • Probleme im sozialen Umfeld. Schule, Sport, Freunde. Irgendwie läuft es nicht richtig, vielleicht findet Ihr Kind keinen richtigen Anschluss oder hat Schwierigkeiten, sich zu behaupten.
  • Probleme in der Familie. Trennung der Eltern, Umzug, Zuwachs, Erkrankung oder Verlust eines Familienmitglieds. Häufig sind hier auch die Eltern belastet und es fällt ihnen schwer, angemessen zu reagieren und das Kind aufzufangen.
  • Eheprobleme, die über die Kinder ausgetragen werden. Wenn Kinder als Botschafter, Vermittler, Tröster oder Schiedsrichter agieren sollen, sind sie damit absolut überfordert! Diese Verantwortung ist zu hoch und sollte keinem Kind übertragen werden.
  • Erziehung. Zu autoritäre, vernachlässigende oder überbehütete Erziehungsstile erzeugen häufig Widerstand und damit einhergehendes auffälliges Verhalten. Kinder brauchen Grenzen, ganz klar, genauso, wie sie auch Freiräume brauchen. Die Balance ist wichtig.
  • Krankheit des Kindes. Depression ist eine Krankheit, die häufig bei Jugendlichen nicht erkannt wird, da sie auf den Zustand der Pubertät zurückgeführt wird.
  • Traumata. Erzeugen starke Angst.
  • Zu hohe Erwartungen. Ob in der Schule oder auch Zuhause, wenn Kinder sich überfordert fühlen, streiken sie und verschaffen sich Luft durch ein bestimmtes Verhalten.
  • Weitere Ursachen: genetische Veranlagung, somatische Ursachen, Behinderung, lange Krankheit und vieles mehr.

Es ist wichtig, dass Eltern ihre Kinder über einen längeren Zeitraum beobachten und somit unterscheiden können zwischen einer wirklichen Auffälligkeit und einer Laune. Häufig wollen Kinder Aufmerksamkeit erzeugen, weil sie etwas bedrückt.

Video: Bedenkliche Psychopharmaka für Kinder – ZDF Zoom

Wo bekomme ich Hilfe und wie kann ich helfen?

Es gibt Familien- und Erziehungsberatungsstellen, an die Sie sich wenden können. Hier versuchen Fachleute, mit Ihnen gemeinsam die Ursache für die Verhaltensstörung herauszufinden. Sollte das nicht reichen, gibt es die Möglichkeit einer Familientherapie oder einer therapeutischen Behandlung für Ihr Kind.

Wichtig ist, dass auch Eltern bereit sind, etwas zu ändern und nicht nur mit dem Finger auf ihr Kind zu zeigen. Frei nach dem Motto: Du bist nicht normal, ändere dich.

Tipps:

  • Zeigen Sie klare Grenzen auf und halten Sie diese auch ein
  • besprechen Sie mit dem Kind, was Sie von ihm erwarten
  • Auch kleine Verbesserungen beachten
  • Achtung bei versteckten Belohnungen für unangemessenes Verhalten!
  • Nicht zu viel auf einmal erwarten
  • Eigene Vorbildfunktion beachten

Bildnachweis:© Fotolia-Titelbild: mizina_-#01:maxoidos_

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