Die gesunde Mutter-Kind-Beziehung

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Mutterseelenallein steht ein Kind in seinem Bettchen und weint. Diese Szenen lassen das Herz einer Mutter schneller schlagen. Das Bedürfnis, sofort zu dem Kind zu eilen und es zu trösten ist übermächtig.

Die Mutter-Kind-Beziehung beginnt schon lange vor der Geburt und entwickelt sich mit zunehmendem Alter des Kindes immer weiter. Um eine gesunde Bindung erhalten zu können, ist viel Arbeit nötig.

Die Mutter-Kind-Beziehung während der Schwangerschaft

Das Leben als Eltern beginnt in dem Moment, wo die Schwangerschaft entsteht. 40 Wochen lang sind Eltern in Sorge und Vorfreude gleichermaßen. Eine besonders enge Bindung entwickelt jedoch die Mutter zu dem Ungeborenen. Sie spürt die ersten Bewegungen in Form von einem Flattern, legt beschützend die Hände auf den Bauch und wiegt das Baby mit ihrer Stimme in den Schlaf. Das Ungeborene hört den Herzschlag der Mutter und das Rauschen des mütterlichen Blutes.

In dieser Zeit entsteht bereits eine Mutter-Kind-Beziehung. Die Vorfreude auf den Nachwuchs bringt zahlreiche Emotionen mit sich. Mütter stellen sich vor, wie ihr Baby aussehen wird und wie es riecht. Am Tag der Geburt lernen sich der Säugling und die Mutter dann kennen. Das ist der Moment, in dem das Baby sich auf die Suche nach einer Bezugsperson macht.

Um die Mutter-Kind-Beziehung bereits im erste Lebensjahr zu stärken, ist eine Kombination aus Zuwendung und Reaktion wichtig. Mütter müssen sich bewusst machen, dass ein Säugling im ersten Lebensjahr nicht willkürlich reagiert.

Um die Mutter-Kind-Beziehung bereits im erste Lebensjahr zu stärken, ist eine Kombination aus Zuwendung und Reaktion wichtig. Mütter müssen sich bewusst machen, dass ein Säugling im ersten Lebensjahr nicht willkürlich reagiert.(#01)

Die Mutter-Kind-Beziehung im ersten Lebensjahr

Damit ein Säugling überleben kann, hat die Evolution ihm einige Eigenschaften mit auf den Weg gegeben. Jedes Baby braucht eine Bezugsperson. Vom ersten Lebenstag an baut es eine sanfte Bindung auf. Es kennt den Duft der Mutter, weiß intuitiv, wie und wo es Nahrung findet und bindet die Bezugsperson durch das Kindchenschema und sein Bedürfnis nach Nähe und Betreuung an sich. Die Mutter-Kind-Beziehung kann nicht nur zwischen leiblichen Eltern und Kindern bestehen. Auch Kinder, die beispielsweise adoptiert werden, sind in der Lage, sich emotional an einen Menschen zu binden und diesen als Mutter zu akzeptieren.

Gehen wir jedoch zurück zur Mutter-Kind-Beziehung im ersten Lebensjahr. Nach der Geburt werden die erwachsenen Bezugspersonen stark durch ihre Emotionen an das Kind gebunden. Auch die Hormonausschüttung des Körpers der Mutter ist mit ihrem Einfluss nicht zu unterschätzen. Kaum eine Mutter würde ihr Baby mutterseelenallein irgendwo liegen lassen. Auch Babys möchten dies nicht und machen ihre Bezugsperson dann durch Weinen auf sich aufmerksam.

Um die Mutter-Kind-Beziehung bereits im erste Lebensjahr zu stärken, ist eine Kombination aus Zuwendung und Reaktion wichtig. Mütter müssen sich bewusst machen, dass ein Säugling im ersten Lebensjahr nicht willkürlich reagiert. Er hat nur den Wunsch, dass seine Bedürfnisse erfüllt werden.

Diese Bedürfnisse sind:

  • Nahrung
  • Sauberkeit
  • Nähe
Ein gesundes Baby mit einer gefestigten Mutter-Kind-Beziehung macht seine Bedürfnisse normalerweise nicht direkt durch Schreien deutlich. Weinen und Schreien sind die letzten Wege für ein Kind, auf sich aufmerksam zu machen.

Ein gesundes Baby mit einer gefestigten Mutter-Kind-Beziehung macht seine Bedürfnisse normalerweise nicht direkt durch Schreien deutlich. Weinen und Schreien sind die letzten Wege für ein Kind, auf sich aufmerksam zu machen.(#02)

Bedürfnisse erkennen: Die Basis einer guten Mutter-Kind-Beziehung

Um diese Bedürfnisse deutlich zu machen, hat der Säugling die Möglichkeit, mit akustischen und optischen Signalen zu arbeiten. Die Mutter sollte die Signale ihres Kindes deuten lernen. In den ersten Wochen findet daher die Kennenlernphase statt. Eltern lernen langsam, wann ihr Baby wie reagiert und wie sie auf die Signale reagieren sollen. Typische Signale sind:

  1. Weinen und Schreien
    Ein gesundes Baby mit einer gefestigten Mutter-Kind-Beziehung macht seine Bedürfnisse normalerweise nicht direkt durch Schreien deutlich. Weinen und Schreien sind die letzten Wege für ein Kind, auf sich aufmerksam zu machen. Einige Kinder benötigen das Weinen jedoch auch als Ventil. Sie machen damit deutlich, dass sie mit der Umgebung überfordert sind. Kinder, die viel weinen, haben nicht automatisch eine schlechte Mutter-Kind-Beziehung. Sie nutzen das Weinen lediglich, um darauf aufmerksam zu machen, dass sie Hilfe brauchen. Diese Hilfe ist meist nicht in Form von Nahrung oder dem Wechsel einer Windel möglich. Sie benötigen die Nähe und Geduld von Erwachsenen, auch wenn sie sich nicht direkt beruhigen sollten.
  2. Laute
    Ein Baby arbeitet mit Lauten und möchte seinen Eltern so mitteilen, welche Bedürfnisse es hat. Es fängt beispielsweise an zu schmatzen, wenn sich der Appetit bemerkbar macht. Auch das Lachen ist mit Lauten begleitet. Für die Mutter-Kind-Beziehung ist es wichtig, dass Mütter die Laute nachahmen und damit in die direkte Kommunikation mit ihrem Baby gehen. Sie zeigen ihm so, dass sie es verstehen.
  3. Augenkontakt
    Den Augenkontakt nehmen Babys nach den ersten Lebenswochen mit ihrer Bezugsperson auf. Sie zeigen so, dass sie die Mutter oder auch den Vater sehen und sich auf die Eltern einlassen möchten. In den ersten Monaten sind Babys hier noch offen gegenüber ihren Bezugspersonen, zeigen oft aber schon eine schnellere Beruhigung, wenn sie bei der Mutter sind. Später tritt das Fremdeln auf. In dieser Phase haben Kinder das große Bedürfnis, nur bei ihrer engsten Bezugsperson zu sein.
Arbeiten Eltern Hand in Hand und nehmen sich die Zeit, möglichst gemeinsam auf das Kind einzugehen, macht dies alles leichter.

Arbeiten Eltern Hand in Hand und nehmen sich die Zeit, möglichst gemeinsam auf das Kind einzugehen, macht dies alles leichter.(#03)

Zugewandt: Auf Bedürfnisse eingehen und kommunizieren

Zur Stärkung einer guten Mutter-Kind-Beziehung gehört, die Bedürfnisse nicht nur zu erkennen, sondern diese auch zeitnah zu erfüllen. Verspürt ein Kind Hunger, hat es diesen sofort. Es versteht nicht, dass Mama noch kurz die Wäsche aufhängen muss. Muss sie auch gar nicht. Die Bedürfnisse des Kindes sollten im ersten Lebensjahr an erster Stelle stehen. Dabei ist es natürlich wichtig, sich selbst nicht aus den Augen zu verlieren. Das funktioniert besonders gut, wenn mehrere Bezugspersonen vorhanden sind.

Arbeiten Eltern Hand in Hand und nehmen sich die Zeit, möglichst gemeinsam auf das Kind einzugehen, macht dies alles leichter. Aber auch Mütter, die allein mit dem Kind sind, können als Bezugsperson auf die Bedürfnisse eingehen. Das ist allerdings oft ein Weg, der einige Wochen dauert. Nicht umsonst gilt das Wochenbett als einer der wichtigsten Zeiträume in Bezug auf die Bindung. Im Wochenbett sollte es das Ziel sein, sich ganz auf das Baby zu konzentrieren. Damit wird eine optimale Basis für die weitere gemeinsame Zeit gelegt.

Das Stichwort für die Beziehung ist: „Zuwendung“. Nicht immer ist es möglich, auf die Bedürfnisse des Kindes einzugehen. An diesem Punkt ist es wichtig, dem Säugling dennoch zu zeigen, dass man als Mutter da ist. Dies kann über Interaktion und Zuwendung passieren.

Im ersten Lebensjahr wird also der Grundstein für eine gute Mutter-Kind-Beziehung gelegt.

Im ersten Lebensjahr wird also der Grundstein für eine gute Mutter-Kind-Beziehung gelegt. (#04)

Die Mutter-Kind-Beziehung nach dem ersten Lebensjahr

Im ersten Lebensjahr wird also der Grundstein für eine gute Mutter-Kind-Beziehung gelegt. Mit dem ersten Geburtstag kommt es aber oft zu einer Wendung. In der Gesellschaft wird das Kind nun nicht mehr als Baby, sondern als Kleinkind gesehen. Auch die Entwicklung des Kindes lässt die Eltern die Erwartungen verändern. Das Kind wird immer interessierter, es zeigt sich neugierig, erkundet die Welt. Hat es eine gute Mutter-Kind-Bindung, wird es dies auch machen, ohne ständig die Eltern im Blick zu haben. Aber auch dann, wenn das Kind schüchtern ist, muss dies kein Hinweis auf eine gestörte Mutter-Kind-Beziehung sein. Für die Eltern ist es wichtig, von dem Kind nicht zu viel zu erwarten und auch nach dem ersten Lebensjahr weiter stützend da zu sein.

Die Persönlichkeit des Kindes wird durch Vertrauen stark geprägt. Weiß ein Kind, dass es sich auf seine Eltern verlassen kann, egal wie es sich verhält, ist dies ein wichtiger Punkt, um selbstständiger zu werden. Die Kommunikation zwischen Mutter und Kind ist dabei nach wie vor ein wichtiger Punkt. Nun findet diese aber verstärkt mit Worten und Mimik statt. Wurden lange Zeit die Mimik und Gestik des Kindes kopiert, möchten Eltern nun eine Interaktion. Mütter zeigen auch ihre Emotionen und das Kind lernt, diese zu lesen.

Mit zunehmendem Alter des Kindes werden Eltern jedoch auch mit dessen Autonomie konfrontiert. Das Kind lernt, dass es eine Persönlichkeit ist und sich von seiner Bezugsperson lösen kann. Es wird nach und nach prüfen, welche Entwicklungen möglich sind. In der Autonomiephase hat es das Interesse, möglichst viel allein zu machen. Hier wird es seine Eltern vor ganz neue Herausforderungen stellen. Mütter, die im ersten Lebensjahr schon die Beziehung zum Kind festigen konnten, gehen mit dieser Phase entspannt um.

Die Mutter-Kind-Beziehung kann als ein Hafen gesehen werden. Im Laufe der Zeit wird das Kind diesen Hafen verlassen und versuchen, die Welt zu erkunden. Es wird Erfolge und Rückschläge erleben und dabei das Wissen im Kopf haben, jederzeit in seinen Hafen zurückkehren zu können.

Die Mutter-Kind-Beziehung kann als ein Hafen gesehen werden. Im Laufe der Zeit wird das Kind diesen Hafen verlassen und versuchen, die Welt zu erkunden. Es wird Erfolge und Rückschläge erleben und dabei das Wissen im Kopf haben, jederzeit in seinen Hafen zurückkehren zu können.(#05)

Seine Grenzen finden: Stabilität einer guten Mutter-Kind-Beziehung

Oft gehen Eltern davon aus, dass Sie dem Kind nicht zeigen dürfen, wenn sie an ihre Grenzen kommen. Eine stabile Beziehung zwischen Mutter und Kind hält dies jedoch aus. Das Kind darf merken, dass Mama Emotionen hat und es wird mit Empathie reagieren. Je älter Kinder werden, desto mehr sind sie in der Lage, Empathie zu zeigen. Sie erkennen, wenn jemand traurig ist und sind bereit, ihn zu trösten. Sie sehen aber auch Wut und Hilflosigkeit. Es ist wichtig für die Entwicklung des Kindes, dass es diese Facetten kennenlernt. Das wird die Beziehung zur Mutter nicht erschüttern. So lange die Bezugsperson ehrlich in ihrem Verhalten bleibt, sich erklärt und mit dem Kind in Kommunikation steht, wird die Stabilität der Mutter-Kind-Beziehung gefördert.

Die Bedeutung der Mutter-Kind-Beziehung für das weitere Leben

Die ersten Lebensjahre eines Kindes prägen es stark für das weitere Leben. Gerade in Bezug auf die sozialen und zwischenmenschlichen Entwicklungen ist die Eltern-Kind-Bindung ein wichtiger Faktor. Kinder, die von Beginn an eine sichere Bindung erfahren durften, sind auch in ihrem weiteren Leben deutlich kontaktfreudiger, offener und erfolgreicher. Ihre Persönlichkeit konnte sich mit der Sicherheit entwickeln, die Eltern im Rücken zu haben. Diese Kinder sind bereit, sich anderen zu öffnen und sich Hilfe zu holen, aber auch Hilfe zu geben. Sie haben ein Urvertrauen, das nicht erschüttert wurde. Zudem wurde ihnen von Beginn an gezeigt, dass es verschiedene Gefühle gibt, für die sie sich nicht schämen müssen. Sie werden in Traurigkeit und Freude gleichermaßen von ihrer Mutter wahrgenommen und unterstützt.

Die Mutter-Kind-Beziehung kann als ein Hafen gesehen werden. Im Laufe der Zeit wird das Kind diesen Hafen verlassen und versuchen, die Welt zu erkunden. Es wird Erfolge und Rückschläge erleben und dabei das Wissen im Kopf haben, jederzeit in seinen Hafen zurückkehren zu können.

Interessant: Bereits mit dem Generationsbarometer 2009 wurde festgestellt, dass die Eltern-Kind-Beziehung im Wandel ist und Kinder mehr Förderung und Zuwendung erfahren. Dieser Trend hat sich fortgesetzt. Bewegungen, wie die „bedürfnisorientierte Beziehung“ und „Attachment Parenting“ ermöglichen es Eltern und Kindern, eine neue Art der Beziehung kennenzulernen, die auf starkem Vertrauen in die eigenen Instinkte und Gefühle basiert.


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